Der rote König des Boulevards

Die Politik und die Medien kommen gut miteinander klar. Oder auch nicht? Wer ist mit wem vertraut?

In diesem Kurzartikel geht es um die Beziehung zwischen Politikern und Boulevardblättern – genauer gesagt, um Werner Faymann und die Kronen Zeitung.

Politiker bezahlen Boulevardblätter indirekt um für sie Werbung zu machen – dies wird auch Fördergelder und Inseratszahlungen genannt. Laut Kurier gab Michael Häupl und Werner Faymann 2014 10,2 Millionen Euro an Steuergeld für Inserate aus, und die Stadt Wien, ohne den städtischen Betrieben weitere 26,7 Millionen. Das heißt, das circa 37 Millionen Euro in die Inserateinschaltungen gingen (vgl. Kittner, Kurier, 2015). Die Freundschaft zwischen Werner Faymann und „Krone“-Herausgeber Hans Dichand währt schon lange. Der frühere Bürgermeister Helmut Zilk hat die beiden zusammengebracht und die langjährige Freundschaft hat sich entwickelt. Faymanns erstes Titelblatt auf der Kronen Zeitung war 1985. Er zog als jüngster Abgeordneter in den Wiener Landtag ein und hob vor dem Tor des Rathauses ein Plakat hoch mit Forderung der Jugend. Nach ein paar Jahren wurde Faymann 1994 Präsident der Mietervereinigung und Wohnbaustadtrat und hatte einmal pro Woche eine Kolumne in der Kronen Zeitung, wo er Tipps zu Mietfragen gibt (vgl. Linsinger/Zöchling, Profil, 2008). Im redaktionellen Teil der Krone hatte Faymann neben dieser Kolumne noch zusätzlich eine Doppelseite mit Werbefotos der geplanten Wohnhäuser zur Verfügung. Als er 2007/08 als Verkehrsminister diente, hatte er abermals eine Kolumne namens „Der Minister antwortet“, wo er Antworten auf Fragen der Krone-Leser gab. Bezahlt von der ÖBB.

Eine weitere Verbindung zwischen Werner Faymann und der Krone ist, dass seine ehemalige Pressesprecherin Angelika Feigl mit dem Krone-Ressortleiter Claus Pándi liiert ist, der von 1995 bis 2005 einen Pachtband über den Wiener Wohnbau verfasst hat (vgl. Die Presse, 2007). Eine weitere Zusammenarbeit zwischen der Boulevardzeitung und Faymann war, als der Wiener ÖVP-Nationalratsabgeordnete Ferdinand Maier eine Gemeindebau-Eröffnung in Wien-Floridsdorf geplant hat. Was ist passiert? Werner Faymann kam mit einem Krone-Redakteur, Krone-Fotografen und einer ORF-Kamera. Obwohl weder Publikum oder Gäste eingeladen wurden. Weiters wurde das Blatt „Unsere Stadt“, welches unter Faymann Wohnressort lag, von Pressesprecher Wolfgang Jansky geführt, bevor die Schwiegertochter Eva Dichand das Blatt 2005 übernommen hat. 2007 wurde dieses Zusatzblatt in das U-Bahn-Zeitungsprojekt „Heute“ eingeführt und Wolfgang Jansky wurde Geschäftsführer (vgl. Linsinger/Zöchling, Profil,2008). Ein weiterer Versuch der SPÖ die Macht der Kronen Zeitung auszunutzen war, als sie 2015 versucht haben, die ÖVP mittels der Krone unter Druck zu setzen, damit diese einer Asyllösung zustimmen.

Der Lebenslauf von Werner Faymann und der Kronen Zeitung geht noch weiter, jedoch sollte dieser Blogeintrag nicht nur deren Liebesgeschichte erzählen, sondern ob auch diese Beziehung für die österreichische Gesellschaft überhaupt gut ist. Es gibt einen Satz, der sehr gut die Wechselbeziehung zwischen der Politik und den Medien bezeichnet: „Mit sich wandelnden medialen Kommunikationsformen verändert sich auch die politische Kommunikation“. (Lünenborg, 2015: 7) Natürlich ist eine Zeitung auf ihre Fördergelder und Inseraten angewiesen. Jedoch sollte die Frage gestellt werden, wie stark sich diese Fördergelder in die österreichische Politik einmischen darf und ob es überhaupt erlaubt ist, die Bürger indirekt zu beeinflussen. Ist es förderlich, dass Zeitungen aufgrund ihrer Gelder beeinflusste Artikel schreiben? Jedem wird vermittelt, dass Zeitungen objektiv schreiben sollen – das kann keiner. Dies geht menschlich auch gar nicht. Jedoch soll und darf sich eine Zeitung nicht bewusst für eine Seite kaufen lassen. Dies soll jetzt nicht heißen, dass Redakteure keine Beziehung zwischen Politikern haben darf. Wenn es diese Beziehungen nicht gäbe, würde kein Journalist die nötigen Informationen erhalten und tagesaktuell Artikel schreiben können.

Dadurch ist es wichtig, jedem Leser zur vermitteln, dass nicht alles was Gold ist glänzt und daher genau aufpassen sollte, was er liest.

Autor*in: Sarah Kerezsi

Quellen:

o. V., Die Presse: Werner Faymann, König des Boulevards. 28.09.2007 In: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/kordiconomy/333352/Werner-Faymann-Konig-des-Boulevards (02.11.2016)

Kittner, Daniela: Faymann, Häupl, Strache und die „Krone“. 28.06.2015. In: https://kurier.at/politik/inland/faymann-haeupl-strache-und-die-krone/138.608.866 (02.11.2016)

Linsinger, Eva/Zöchling, Christa: Das Netzwerk des Werney Faymann: Wie Freunde ihn ins Kanzleramt bringen wollen. 19.07.2008. In: http://www.profil.at/home/das-netzwerk-werner-faymann-wie-freunde-kanzleramt-212952 (02.11.2016)

Lünenborg, Margareth: Politik auf dem Boulevard? Eine Einführung aus geschlechtstheoretischer Perspektive. In: Politik auf dem Boulevard? Die Neuordnung der Geschlechter in der Politik der Mediengesellschaft, Juni 2015, 1. Auflage, Transcript Verlag, S. 7 – 21

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